Bildung in China

Info-Text: Das Recht auf Bil­dung ist als eigen­ständi­ges Men­schen­recht in der „All­ge­meinen Erk­lärung der Men­schen­rechte“ von 1948 fest­geschrieben. Darüber hin­aus ist das Recht auf Bil­dung auch ein zen­trales Ele­ment, um andere Men­schen­rechte (z. B. die Men­schen­würde) zu garantieren.
Der Bil­dung und dem­nach einem erfol­gre­ichen Bil­dungssys­tem (→ Info-Box: Das Bil­dungssys­tem) kommt eine wichtige Rolle hin­sichtlich des geisti­gen und materiellen Wohl­stands der Indi­viduen und des gesellschaftlichen Zusam­men­halts zu (→ Funk­tio­nen der Schule). Daher soll das Bil­dungssys­tem Chan­cen­gle­ich­heit sich­er­stellen. Chan­cen­gle­ich­heit (→ Bil­dungs­gerechtigkeit) zielt dabei auf die gerechte Verteilung von Lebens- und Zugangschan­cen. Dies meint, dass alle Per­so­n­en unab­hängig von Merk­malen der Herkun­ft oder des Geschlechts gefördert wer­den, sodass sie sich entsprechend ihren Voraus­set­zun­gen, Nei­gun­gen und Inter­essen opti­mal entwick­eln kön­nen.

 

Funk­tio­nen der Schule im Bil­dungssys­tem

Schule ist eine Insti­tu­tion der Gesellschaft. In dieser wer­den der Schule drei wesentliche Funk­tio­nen zugeschrieben:
a) die Qual­i­fika­tions­funk­tion: sie bedeutet, dass die Schüler mit Fer­tigkeit­en, Ken­nt­nis­sen und Fähigkeit­en aus­ges­tat­tet wer­den, die für das spätere Leben in Beruf und Gesellschaft erforder­lich erscheinen. Heute wird z.B. erwartet, dass neben Lesen, Schreiben und Rech­nen auch Ken­nt­nisse in wenig­stens ein­er Fremd­sprache und die Fähigkeit zum Umgang mit Com­put­ern als Teil ein­er „infor­ma­tion­stech­nis­chen Grund­bil­dung“ ver­mit­telt wer­den.
b) die Selek­tions­funk­tion: sie bedeutet, dass die Schü­lerin­nen und Schüler im Hin­blick auf ver­schiedene Schul­lauf­bah­nen und Leben­schan­cen sortiert wer­den. Bildlich gesprochen ist die Schule einem großen Rüt­telsieb ver­gle­ich­bar, das zwis­chen den Gen­er­a­tio­nen ange­ord­net ist und den Zugang zu beru­flichen Posi­tio­nen, sozialem Pres­tige und materiellem Erfolg steuert. Steuerungsmit­tel sind in erster Lin­ie die Zen­suren und Abschlüsse, die jew­eils bes­timmten Öff­nun­gen des Siebes zuge­ord­net sind.
c) die Inte­gra­tions­funk­tion: sie bedeutet, dass die Schüler möglichst rei­bungs­los in die Gesellschaft einge­fügt wer­den. Dies geschieht durch das Einüben gesellschaftlich erwün­schter Ver­hal­tensweisen und durch die Ver­mit­tlung entsprechen­der Ein­stel­lun­gen, Überzeu­gun­gen und Hal­tun­gen. Dazu gehören beispiel­sweise Genauigkeit, Fleiß und Sorgfalt im Umgang mit Auf­gaben, Koop­er­a­tions­bere­itschaft, Ver­lässlichkeit und Pünk­tlichkeit im Umgang mit Men­schen und Anpas­sung, Loy­al­ität und Treue gegenüber dem Staat.

 

Auf­gaben

Auf­gabe 1: Die Info-Box: Bil­dungssys­teme beschreibt den Auf­bau des deutschen und chi­ne­sis­chen Schul­sys­tems. Auch Yanyan Shen beschreibt ihre Schul­lauf­bahn. Ver­gle­iche mit Unter­stützung der Info-Box, inwiefern sich die drei Funk­tio­nen der Schule in dem Bericht Yanyan Shens wider­spiegeln.
Auf­gabe 2: Quelle 1 (Schu­lall­t­ag in Chi­na) berichtet von den Erfahrun­gen ein­er Schü­lerin in der Schule. Auch Yanyan Shen berichtet von ihren Erfahrun­gen nach dem Wech­sel in das Inter­nat. Beurteile, welche der oben beschriebe­nen Funk­tio­nen der Schule in Chi­na dominieren.
Auf­gabe 3: „Erfolg haben, bess­er sein als die anderen, darauf kommt es im Leben an. Und weil wir dieses Cre­do seit der fün­ften Klasse immer wieder vorge­betet bekom­men, haben wir das einzig Wichtige ver­lernt: das Leben zu lieben, den Augen­blick zu genießen, uns lock­er zu machen.“ (Kira Brück, „Ich sollte jede Minute zum Ler­nen nutzen“, in: Jugend­magazin „Yaez“).
Nimm unter Bezug auf die Aus­sage des Zitats von Kira Brück Stel­lung zu den Kon­se­quen­zen für die Schü­lerin­nen und Schüler, wenn in der Schule die Selek­tions­funk­tion* dominiert. Beziehe gerne auch eigene Erfahrun­gen mit Leis­tungs­druck in deine Stel­lung­nahme mit ein.

Bildungsgerechtigkeit

Info-Text: Der Duden definiert Bil­dungs­gerechtigkeit wie fol­gt: „Gerechtigkeit in Bezug auf Bil­dungschan­cen, beson­ders durch die Besei­t­i­gung sozial bed­ingter Bil­dungss­chranken“. Mit Bil­dungss­chranken sind dabei Schranken gemeint, durch die jemand daran gehin­dert wird, eine sein­er Begabung entsprechende Aus­bil­dung zu erhal­ten oder eine höhere Bil­dungsstufe zu erre­ichen. Beispiele für solche Schranken sind z. B. soziale Herkun­ft der Schü­lerin­nen und Schüler oder die finanziellen Möglichkeit­en ein­er Fam­i­lie.

 

Auf­gaben

Auf­gabe 1: Beschreibe auf Grund­lage der Quelle 2 (Verteilung der Schü­lerin­nen und Schüler im chi­ne­sis­chen Bil­dungssys­tem), wie sich die Anzahl der Schü­lerin­nen und Schüler von der Grund­schule bis zum Grund­studi­um in Chi­na entwick­elt.
Auf­gabe 2: Arbeite mit deinen Erken­nt­nis­sen aus Auf­gabe 1 einen möglichen Grund für diese Entwick­lung der Anzahl der Schü­lerin­nen und Schüler her­aus.
Auf­gabe 3: Beurteile auf Grund­lage des Berichts von Yanyan Shen und der Quelle 1 (Schu­lall­t­ag in Chi­na), inwiefern Bil­dungss­chranken die Gerechtigkeit im chi­ne­sis­chen Bil­dungssys­tem ein­schränken.
Auf­gabe 4: Bew­erte, inwiefern die Tat­sache, dass das Studi­um in Deutsch­land weitest­ge­hend kosten­los ist, den Beschluss zur Migra­tion befördert haben kön­nte.
© Rhein ins Land - ein Projekt der Didaktik der Gesellschaftswissenschaften an der RWTH Aachen
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